Die „Rauchen aufhören“ App – Interview mit Christian Dudzik

Gesundheits-Apps sind beliebte Instrumente, um ein Verhaltensmuster zu durchbrechen und gesünder zu leben. Nichtraucher-Apps sind dabei eine spzielle Variante der Raucherentwöhnung. Wir haben einige der Macher in einem Interview um ihre Einschätzung gebeten, was ihre App kann und warum sie hilfreich ist.

Die App „Rauchen aufhören“ von Christian Dudzik

GR: „Wie begann die App. Was war die zugrunde liegende Motivation?“

Christian Dudzik: „Die App wurde im Jahr 2012 veröffentlicht. Ich war damals selbst Raucher und habe nach einer Möglichkeit gesucht, die mir den Entzug erleichert. Als Softwareentwickler, der schon immer mal in die Welt der App Entwicklung eintauchen wollte, nutzte ich diese Gelegenheit und fasste den Entschluss eine Nichtraucher App zu entwickeln. Ich dachte: „Wenn sie mir helfen würde, dann kann sie sicher auch anderen helfen.“ Ich sammelte Ideen und machte mir Gedanken, welche Besonderheiten die App auszeichnen sollten und begann mit der Umsetzung. Gleichzeitig startete ich meinen eigenen Entzug und recherchierte zu dem Thema viel im Netz. Viele der Ergebnisse konnte ich direkt in die App integrieren.“

GR: „Wie funktioniert die App?“

Christian Dudzik: „Wenn die App das erste Mal gestartet wird, bittet sie den Benutzer um Angaben über sein Konsumverhalten. Wieviel Zigaretten werden täglich geraucht, was kostet eine Schachtel, wieviel Zigaretten befinden sich darin und wann wurde aufgehört. Durch diese Angaben kann die App berechnen, wieviel Zeit und Geld gespart wird sowie wie sich die Gesundheit während des Entzugs verbessert. Der Anwender wird dabei über verschiedene Erfolge und Meilensteine von der App benachrichtigt, z.B wenn er 100 Zigaretten nicht geraucht hat oder wenn sein Geruchssinn durch den Entzug wiederhergestellt wurde. Solche Erfolge motivieren weiterzumachen. Es können auch persönliche Erfolge über einen Generator erstellt werden, z.B wenn man sich von den Ersparnissen des Nichtrauchens einen Ausflug machen möchte oder sich neue Klamotten gönne möchte. Es gibt ein Tagebuch, in dem der Entzug dokumentiert werden kann. So wird man sehen, dass die Symptome von Tag zu Tag besser werden wird.

Die für mich wichtigste Besonderheit der App ist die Community, die Vernetzung der Nichtraucher untereinander. Wenn man möchte, kann man an einer großen Nichtraucher Community teilnehmen und von dem Schwarmwissen von tausenden von anderen Nichtrauchern profitieren. Einige der Mitglieder sind unheimlich engagiert und stehen Neulingen mit Rat und Tat zur Seite. Die Teilnehmer sitzen alle im selben Boot. Sie schließen auch Freundschaften. Eine Teilnehmerin berichtete stolz von der Geburt ihrer Tochter. Ihren Mann hat sie in der App kennengelernt. Die Community feierte das „App-Baby“. Mit der kommenden App Version wird zusätzlich der „Gelüste“ Bereich eingeführt.

Hat der Anwender einen Rückfall und/oder verspührt starkes Verlangen, kann er dies in der App dokumentieren. Die App fragt nach der Stärke des Verlangens, ob geraucht wurde, welche Tätigkeit ausgeübt wurde (Arbeit, Essen, Feiern usw…) und mit wem man zusammen war (Freunde, Partner, Arbeitskollegen usw…). Auf Wunsch kann auch ein Standort aufgezeichnet werden. Auf diese Weise kann der Anwender mit der Zeit potentiell gefährliche Situationen identifizieren und vermeiden. (z.B: Immer wenn ich mit meinen Arbeitskollegen Feiern gehe und dabei Alkohol trinke, verspühre ich starkes Verlangen).“

GR: „Wer kann die App benutzen und wer sollte besser nach anderen Interventionen suchen?“

Christian Dudzik: „Im Prinzip kann (und sollte) die App jeder benutzen, der ein Smartphone hat und mit dem Rauchen aufhören möchte. Wenn man natürlich eine Ablehnung gegenüber Smartphones hat, dann vielleicht besser nicht.“

GR: „Welcher verhaltensändernde Ansatz liegt der App zugrunde?“

Christian Dudzik: „Die App bietet für angehende Nichtraucher viele verschiedene Zugänge. Dem einen hilft es besonders zu sehen wie viel Geld er durch das Nichtrauchen spart, dem anderen hilft es, wenn er Rückhalt oder Ablenkung durch die Community bekommt. Jeder Mensch präferiert einen dieser Zugänge. Dadurch, dass die App viele verschiedene Zugänge anbietet, ist auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie dem Anwender wirklich hilft und er ein rauchfreies Leben führen kann.“

GR: „Wie wird evaluiert, ob die App dem User nützt?“

Christian Dudzik: „Ich pflege einen engen Kontakt zu den Benutzern der App. Ich bin innerhalb der App mit einem eigenen Profil vertreten. Ich bekomme viel Feedback von den Anwendern. Über die Bewertung der im App Store kann ich die Zufriedenheit der Anwender ablesen und sehe, dass die App funktioniert und hilft.“

GR: „Worin besteht der Mehrwert der App?“

Christian Dudzik: „Die App ist eine zentrale Anlaufstelle während des Entzugs. Alle Informationen laufen auf einem Dashboard zusammen und halten den Anwender immer auf dem Laufenden. Der Anwender sieht auf einen Blick, wieviel Geld er spart und wie sich seine Gesundheit stetig verbessert. Er findet Rückhalt, Unterstützung und Ablenkung in der Community. Die App benachrichtigt den Anwender über freigeschaltete Erfolge und Meilensteine.“

GR: „Und was, wenn die App nicht das gewüschnte Resultat liefert?“

Christian Dudzik: „Dadurch, dass ich einen engen Kontakt zu den Anwendern pflege, kann ich schnell auf Probleme mit der App reagieren. Mir ist die Meinung der Anwender sehr wichtig. Wenn ein Konzept nicht funktioniert, dann wird mir dies in der Regel mitgeteilt. Ich nehme dann Änderungen, bis es passt. Einige Funktionalitäten habe ich auf expliziten Wunsch der Community eingebaut. Sollten die Anwender Probleme mit dem Entzug haben und immer wieder Rückfällig werden, finden sie immer Rückhalt und Verständnis innerhalb der Community. Manchen fällt der Entzug leichter als anderen. Ich kenne Fälle, wo Anwender deutlich mehr als 10 mal neugestartet sind, bevor sie es entgültig geschafft hat. Keiner wird innerhalb der App für seine Rückfälle verurteilt.“

Herr Dudzik, wir danken für die ausführlichen Erklärungen und hier geht es zum Link